Hierzu gehört, dass wir keinen Klärschlamm mehr auf die Äcker ausbringen und zur Verbrennung keine fossilen Brennstoffe benötigen, sondern energieautark und CO₂-neutral arbeiten. Wir nutzen Strom und Abwärme und stellen Phosphor für die Kreislaufnutzung bereit. Und das alles auf unserer bestehenden Anlage ohne neuen Flächenverbrauch. Mehr zu den sechs Gründen, weshalb wir eine Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage bei uns bauen wollen, finden Sie auf den folgenden Seiten.
Ein Mensch verbraucht durchschnittlich rd. 115 Liter Trinkwasser pro Tag, welches zusammen mit seinen Ausscheidungen als Schmutzwasser zu unserer Kläranlage kommt. In mehreren Stufen reinigen wir es mechanisch und biologisch und trennen am Ende des Prozesses in sauberes Wasser und verdichteten Klärschlamm. Er enthält weiterhin organische Stoffe, Nährstoffe und Mineralien wie Stickstoff und Phosphor. Früher wurde Klärschlamm deshalb zum Düngen auf Felder und Wiesen aufgebracht. Leider enthalten diese Klärschlämme heute aber zunehmend Rückstände wie z. B. Schwermetalle, Mikroplastik oder Arzneimittel. Neue Themen wie multiresistente Bakterien oder Viren stellen uns ebenfalls vor Herausforderungen. Damit keine Schadstoffe in die Nahrungskette gelangen, hat der Gesetzgeber bereits 2017 die Klärschlammverordnung überarbeitet und verschärft. Es gibt noch eine Übergangsfrist bis 2029, danach darf aus Anlagen unserer Größe kein Klärschlamm mehr ausgebracht werden. Ein gutes Gesetz zum Schutz von Nahrung, Boden und Trinkwasser für uns alle.
Auch heute schon wird Klärschlamm verbrannt, um die Ausbringung auf Äckern und Wiesen zu vermeiden. Hierzu wird der Klärschlamm aus den kommunalen Kläranlagen zu größeren Kohlekraftwerken, Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken gefahren und dort mit verbrannt.
Die Kohleverbrennung muss aber bis 2035 ebenfalls Stück für Stück zurückgefahren werden, um CO₂ einzusparen und das Klima zu schützen. Ein Großteil der bestehenden Verbrennungsmöglichkeiten fällt damit weg. Es braucht also neue, kluge Lösungen, wie Klärschlamm auch ohne Zuführung von Kohle oder anderen fossilen Brennstoffen getrocknet und die Schadstoffe rückstandslos verbrannt werden können. In unserer geplanten Anlage nutzen wir außerdem die Feststoffe als Energieträger für die Wärmegewinnung. Es wird also auch hier fossile Energie ersetzt. Eine solche Lösung sind spezielle Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage.
Was ist das Besondere an unserem Anlagentyp und warum ist er gut für die Umwelt?
Die Klärschlammverbrennungsanlage soll in Forchheim auf der Anlage des vorhandenen Klärwerks entstehen. Hier gibt es Klärgas, welches bei der Behandlung der im Abwasser enthaltenen organischen Stoffen, gewonnen wird. Es reicht aus, um die Kläranlage vollständig mit Wärme und zu großen Teilen mit Strom zu versorgen. Klärschlamm enthält viel Energie, aber auch viel Wasser. Bevor er verbrannt werden kann, muss er zunächst getrocknet werden. Hierfür wird Klärgas eingesetzt. Anders als bei anderen Standorten lässt sich die Verbrennungsanlage bei uns energieautark, ohne Zuhilfenahme fossiler Energieträger wie Kohle, Heizöl oder Erdgas betreiben. Da Klärschlamm und Klärgas zu den regenerativen Energiequellen gehören, ist unsere Anlage nicht nur energieautark, sondern kann auch als CO₂-neutral definiert werden.
Ist die Verbrennung abgeschlossen, bleiben Aschen zurück. Hier finden sich wertvolle Stoffe wie z. B. Phosphor wieder, die dem Kreislauf zurückgeführt werden können. Phosphor ist bekannt als „das Element des Lebens“ und als Rohstoff unerlässlich für das Wachstum und die Gesundheit der Pflanzen. Er wird als Düngemittel in der Landwirtschaft verwendet. Da europäische Vorkommen fehlen, sind Deutschland und die EU vollständig abhängig von Importen u. a. aus Marokko, China, Syrien und Algerien. Diese vier Länder besitzen ca. 80 % der weltweiten Phosphat-Vorkommen. Der nächstgrößere Lieferant ist Russland.
Um langfristig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, greift auch hier die neue Klärschlammverordnung. Sie macht erstmals umfassende Vorgaben zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlämmen. Recycelt man den Phosphor, können 40 % des Bedarfs gedeckt werden. Der Gesetzgeber hat die Betreiber von Abwasserbehandlungsanlagen verpflichtet, ab dem Jahr 2029 die Rückgewinnung von Phosphor zu erfüllen und nachzuweisen, dass sie ihre Klärschlämme entsprechend aufbereiten. Das gilt auch für unseren Zweckverband mit insgesamt 27 Kläranlagen. Wir können so wertvolle Rohstoffe im Kreis führen und unseren Teil dazu beitragen, die Importe landesweit deutlich zu reduzieren.
Klärschlamm hat einen Energiegehalt, vergleichbar mit Braunkohle. Er ist so hoch, dass Klärschlamm nicht nur selbstgängig verbrannt werden kann, sondern bei der Verbrennung auch ein Energieüberschuss verbleibt. Fremdenergie – in unserem Fall Klärgas – wird nur für den Anfahrprozess der Verbrennungsanlage benötigt. Ist die Anlage erst einmal angefahren, läuft die Verbrennung selbstgängig weiter und erzeugt einen Energieüberschuss. Mithilfe einer Dampfturbine wird daraus zunächst Strom erzeugt. Die überschüssige Wärmeenergie kann zur weiteren Nutzung abgegeben werden. Neben dem primären Ziel, die gesicherte Klärschlammentsorgung, wird die Anlage so konzipiert (energieeffizient), dass der gesamte Standort inklusive zukünftiger Reinigungsstufen für die Kläranlage nahezu energieautark wird. Darüber hinaus könnte dies für unsere Nachbarkommunen vor dem Hintergrund der Aufgabe der kommunalen Wärmeplanung und dem Potenzial von Nahwärme- oder Fernwärmenetzen wichtig werden. Erste Gespräche mit zwei angrenzenden Gemeinden wurden bereits geführt, wie diese thermische Energie in den umliegenden Orten genutzt werden könnte.
In Forchheim haben wir das Glück, dass unser Klärwerk groß genug ist, um die Klärschlammverbrennungsanlage auf dem eigenen Gelände zu bauen. Wir liegen zwar mitten im Wald, benötigen aber keine neuen Waldflächen für dieses Projekt. Das macht es für unsere Planung aus Sicht des Arten- und Umweltschutzes deutlich leichter.
Generell müssen keine neuen Flächen ausgewiesen werden. Die geplante Anlage befindet sich mitten in unserer Kläranlage, neben unseren Faultürmen. Wir können für den Bau bereits versiegelte Fläche eines alten, zurzeit leer stehenden Betriebsgebäudes nutzen, das abgerissen werden soll. Ansonsten nutzen wir den Rest der freien Fläche zwischen den Bestandsgebäuden. Wir verdichten also nach. So können wir mit minimalem Flächenverbrauch eine neue, innovative, technische Anlage auf dem Werk platzieren, die unseren Standort stärkt.
Für Auskünfte und Anfragen allgemeiner Art stehen wir Ihnen selbstverständlich jederzeit gerne zur Verfügung.